Was, wenn der Weg gar nicht das Ziel ist?

von Josef W. Seifert –

Mit einem Meeting ist es, wie mit einer Straße. Wer den Auftrag hat, eine Straße zu bauen, sollte wissen, wohin… Anders ausgedrückt, wenn man für ein Meeting keine klare Zielsetzung hat, ist die zielgerichtete Moderation des Meetings schlicht nicht möglich. Um im Bild zu bleiben, könnte man sagen: „Straße“ ist kein Ziel, sondern ein Thema. Auch „Straße bauen“ ist kein Ziel, sondern das Vorhaben. Ein Ziel ist, was man am Ende hat, beziehungsweise haben möchte. Hier also „die gebaute Straße von A nach B“. Man könnte in diesem Fall – in Anlehnung an den chinesischen Philosophen Konfuzius – sagen: Der Weg ist das Ziel!


Am Rande: Zur besseren Lesbarkeit wird in diesem Text das generische Maskulinum verwendet. Die verwendeten Personenbezeichnungen beziehen sich – sofern nicht anders kenntlich gemacht – auf alle Geschlechter.
.

Wer den Auftrag hat, eine Straße zu bauen, sollte wissen, wohin…

Was Meetings angeht, so braucht jedes Meeting ein konkretes Ziel und jeder Tagesordnungspunkt ebenso. Auch Redebeiträge können mit der Frage nach dem jeweiligen Ziel, das damit erreicht werden soll, in den Kommunikationsprozess eingeordnet werden.

Meeting: Ein Meeting hat, wie bereits skizziert, ein (messbares) Ziel. Die Arbeitsfrage lautet: Was haben wir, am Ende des Meetings? Einige Beispiele:

  • Wir haben uns zum aktuellen Stand unserer Arbeitspakete ausgetauscht. Jeder hat alle aktuellen Informationen.
  • Wir haben uns für einen Anbieter entschieden, mit dem wir die neue Datenbank realisieren werden.
  • Wir wissen, wie wir uns dem Thema KI nähern werden. Erste Schritte sind geplant.
  • Wir haben einen Überblick, über die Programm-Planung für das neue Jahr.
  • Wir haben alle Themen der jeweiligen Zielsetzung gemäß abgeschlossen.

Tagesordnungspunkt (TOP): Jedes Thema, das zur Besprechung eingebracht wird, braucht – auf einer, dem Gesamtziel untergeordneten Ebene – ebenfalls ein Ziel. Einige Beispiele:

  • Ich kenne als Inhaber der Rolle …, Eure Meinung zur anstehenden Entscheidung.
  • Ich habe Euch über den aktuellen Stand zu … informiert. Es sind keine Fragen offen geblieben.
  • Wir haben entschieden, ob wir auf der nächsten Fachmesse einen Stand haben werden.

Redebeitrag: Ist ein Redebeitrag nicht unmissverständlich „zum Thema“ oder ist nicht erkennbar, was der Sprecher damit bezweckt, muss das Ziel geklärt werden. Ein Beispiel:

  • Ich kann das grad nicht einordnen. Wieso sagst Du das jetzt? Was konkret möchtest Du klären?

Sowohl das Gesamtziel als auch die einzelnen TOP-Ziele müssen vorab, spätestens aber zu Beginn des Meetings, definiert werden. Werden die – innerhalb der Gesamtzielsetzung – zu bearbeitenden Themen, erst im Meeting gesammelt, muss nach dem Sammeln, entweder vor der Priorisierung der Themen, spätestens aber vor Bearbeitung des jeweiligen Themas das Ziel benannt oder definiert werden.

Ein Abgleiten in Exkurse, ein schleichender Themenwechsel, Selbstdarstellung und Scheindiskussionen, können so sehr gut „eingefangen“ werden.

By the way: Wenn es für eine sinnvolle Bearbeitung eines Tagesordnungspunktes notwendig ist, dass die Teilnehmer „im Thema“ sind, kann es erforderlich sein, vorab Informationen zu verteilen. Dabei ist es allerdings meist so, dass nicht alle Anwesenden dieses Material durcharbeiten konnten. Es kann also sinnvoll sein, eine „Infopause“ einzuplanen, in der die Teilnehmer sich (vielleicht in Zweiergruppen) zum jeweiligen Thema „schlau machen“ können.

Fazit: Das konsequente Arbeiten mit Zielen, strafft ein Meeting und erhöht den Nutzen immens. Zudem ermöglichen Ziele am Ende des Meetings einen kurzen Check, ob der jeweilige Weg auch zum intendierten Ziel geführt hat.

jws


Das Buch zum Thema: „Besprechungen erfolgreich moderieren

© MODERATIO 2025

Don’t Worry, Be Happy !?

Gedankensplitter zum Jahreswechsel, von Josef W. Seifert –

Bobby McFerrin macht mir mit seinem Song „Don’t Worry, Be Happy“, auch und gerade in schwierigen Zeiten, immer wieder gute Laune, vielleicht auch etwas Zuversicht oder gar Hoffnung. Er vertreibt jeden Anflug von Traurigkeit, die keinen Platz hat, haben soll, haben darf. Man hat schließlich fröhlich zu sein, „gut drauf“, motiviert und leistungsfähig. Nur nicht „schlecht drauf“ sein oder gar …traurig. Aber manchmal reicht Bobby’s Apell nicht. Manchmal muss man Freude zulassen und manchmal muss man durch die Traurigkeit „hindurch gehen“.

In der Moderation gibt es das Design der Zukunftswerkstatt (Future Search). Dort gibt es die Phase der „Prouds and Sorries“. Die Teilnehmer tragen zusammen, worauf sie stolz sind und was sie bedauern – anders ausgedrückt: worüber sie sich freuen und worüber sie traurig sind. Darauf aufbauend planen sie in die Zukunft. Es gilt das zu Betrauernde zu erinnern, zu benennen, loszulassen und auf Erfolge aufzubauen, auf Stärken zu setzen, auf Visionen und die Hoffnung auf eine gute Zukunft.

Die Jahreswende ist vielleicht eine gute Gelegenheit für eine private „Zukunftskonferenz mit sich selbst“, mit all seinen „Prouds and Sorries“, aller „Joy & Sadness“. Dabei könnte man sich die Erfolge vergegenwärtigen, die man errungen hat und die zu würdigen und zu feiern man sich gar nicht die Zeit genommen hat. Und, man könnte Misserfolge betrauern und der Hoffnung auf eine gute Zukunft Raum geben…

Inge Wuthe hat diesen Gedanken zu einem Märchen gesponnen, das vielleicht ganz gut in die „Stade Zeit“ passt…


Das Märchen von der traurigen Traurigkeit

von Inge Wuthe

Es war eine kleine alte Frau, die bei der zusammengekauerten Gestalt am Straßenrand stehenblieb. Das heißt, die Gestalt war eher körperlos, erinnerte an eine graue Flanelldecke mit menschlichen Konturen.

„Wer bist du?“, fragte die kleine Frau neugierig und bückte sich ein wenig hinunter.

Zwei lichtlose Augen blickten müde auf. „Ich… ich bin die Traurigkeit“, flüsterte eine Stimme so leise, dass die kleine Frau Mühe hatte, sie zu verstehen.

„Ach, die Traurigkeit“, rief sie erfreut aus, fast als würde sie eine alte Bekannte begrüßen.

„Kennst du mich denn?“, fragte die Traurigkeit misstrauisch.

„Natürlich kenne ich dich“, antwortete die alte Frau, „immer wieder einmal hast du mich ein Stück des Weges begleitet.“

„Ja, aber …“ argwöhnte die Traurigkeit, „warum flüchtest du nicht vor mir, hast du denn keine Angst?“

„Oh, warum sollte ich vor dir davonlaufen, meine Liebe? Du weißt doch selber nur zu gut, dass du jeden Flüchtigen einholst und dich so nicht vertreiben lässt. Aber, was ich dich fragen will, du siehst – verzeih diese absurde Feststellung – du siehst so traurig aus?“

„Ich…ich bin traurig“, antwortete die graue Gestalt mit brüchiger Stimme.

Die kleine alte Frau setzte sich jetzt auch an den Straßenrand. „So, traurig bist du“, wiederholte sie und nickte verständnisvoll mit dem Kopf. „Magst du mir erzählen, warum du so bekümmert bist?“

Die Traurigkeit seufzte tief auf. Sollte ihr diesmal wirklich jemand zuhören wollen? Wie oft hatte sie vergebens versucht, doch…

„Ach, weißt du“, begann sie zögernd und tief verwundert, „es ist so, dass mich offensicht-lich niemand mag. Es ist meine Bestimmung, unter die Menschen zu gehen und eine Zeitlang bei ihnen zu verweilen. Bei dem einen mehr, bei dem anderen weniger. Aber fast alle reagieren so, als wäre ich die Pest. Sie haben so viele Mechanismen für sich entwickelt, meine Anwesenheit zu leugnen.“

„Da hast du sicher recht“, warf die alte Frau ein. „Aber erzähle mir ein wenig davon.“

Die Traurigkeit fuhr fort: „Sie haben Sätze erfunden, an deren Schutzschild ich abprallen soll. Sie sagen „Papperlapapp – das Leben ist heiter“, und ihr falsches Lachen macht ihnen Magengeschwüre und Atemnot.

Sie sagen „Gelobt sei, was hart macht“, und dann haben sie Herzschmerzen.

Sie sagen „Man muss sich nur zusammenreißen“ und spüren das Reißen in den Schultern und im Rücken.

Sie sagen „Weinen ist nur für Schwächlinge“, und die aufgestauten Tränen sprengen fast ihre Köpfe.

Oder aber sie betäuben sich mit Alkohol und Drogen, damit sie mich nicht spüren müssen.“

„Oh ja“, bestätigte die alte Frau, „solche Menschen sind mir oft in meinem Leben begegnet. Aber eigentlich willst du ihnen ja mit deiner Anwesenheit helfen, nicht wahr?“

Die Traurigkeit kroch noch ein wenig mehr in sich zusammen. „Ja, das will ich“, sagte sie schlicht, „aber helfen kann ich nur, wenn die Menschen mich zulassen. Weißt du, indem ich versuche, ihnen ein Stück Raum zu schaffen zwischen sich und der Welt, eine Spanne Zeit, um sich selbst zu begegnen, will ich ihnen ein Nest bauen, in das sie sich fallen lassen können, um ihre Wunden zu pflegen. Wer traurig ist, ist ganz dünnhäutig und damit nahe bei sich. Diese Begegnung kann sehr schmerzvoll sein, weil manches Leid durch die Erinnerung wieder aufbricht wie eine schlecht verheilte Wunde. Aber nur, wer den Schmerz zulässt, wer erlebtes Leid betrauern kann, wer das Kind in sich aufspürt und all die verschluckten Tränen weinen lässt, wer sich Mitleid für die inneren Verletzungen zugesteht, der, verstehst du, nur der hat die Chance, dass seine Wunden wirklich heilen.

Stattdessen schminken sie sich ein grelles Lachen über die groben Narben. Oder verhärten sich mit einem Panzer aus Bitterkeit.“

Jetzt schwieg die Traurigkeit, und ihr Weinen war verzweifelt.

Die kleine alte Frau nahm die zusammengekauerte Gestalt tröstend in den Arm. „Wie weich und sanft sie sich anfühlt“, dachte sie und streichelte zärtlich das zitternde Bündel. „Weine nur, Traurigkeit“, flüsterte sie liebevoll, „ruhe dich aus, damit du wieder Kraft sammeln kannst. Ich weiß, dass dich viele Menschen ablehnen und verleugnen. Aber ich weiß auch, dass schon einige bereit sind für dich. Und glaube mir, es werden immer mehr, die begreifen, dass du ihnen Befreiung ermöglichst aus ihren inneren Gefängnissen. Von nun an werde ich dich begleiten, damit die Mutlosigkeit keine Macht gewinnt.“

Die Traurigkeit hatte aufgehört zu weinen. Sie richtete sich auf und betrachtete verwundert ihre Gefährtin.

„Aber jetzt sage mir, wer bist du eigentlich?“

„Ich“, antwortete die kleine alte Frau und lächelte still, „ich bin die Hoffnung!“

 

 


MODERATIO 2024

Alte Schuhe wirken schäbig

Moderationsausstattung und Moderationsmaterial sowie Raumgestaltung sind die Visitenkarten des Moderators, der Moderatorin. Nur professoinelles Material wirkt pofessionell. Was aber bedeutet in diesem Kontext professionell?

Ein kleines „Moderations-ABC“ vom moderatorenShop-Gründer, Josef W. Seifert

A) Die Moderationsausrüstung

Ein Moderator, eine Moderatorin oder Facilitator, benötigt eine vielseitige Ausstattung, um Gruppenprozesse effektiv zu unterstützen und zu leiten. Hier sind die wichtigsten Elemente: Ein zentraler Aspekt der Facilitator-Ausstattung sind verschiedene Optionen zur Prozess- und Ergebnis-Visualisierung von Themen, Aspekten, Ideen und Ergebnissen, wie etwa:

  • Flipchart: Unverzichtbar für schnelle Notizen und Skizzen… Ein professionelles Flipchart hat einen sicheren Stand, eine robuste Klemmleiste und verstellbare Haltebolzen für gelochtes Flip-Chart-Papier.
  • Pinnwand: Bietet Platz für Moderationskarten und größere Visualisierungen. Professionelle Pinnwände sind leicht und dennoch standsicher. Pinnadeln lassen sich leicht eindrücken und sitzen dennoch sicher.
  • Whiteboard: Ermöglichen flexibles Arbeiten und einfaches Ändern von Inhalten. Whiteboards können als Alternative zu Pinnwand und Flip-Chart genutzt werden. Idealerweise sind sie im Raum beweglich.

Zusätzlich können freie Wand- und Fensterflächen mit Hilfsmitteln wie Postit, Patafix oder Washi Tape zu improvisierten Präsentations- und Moderationsflächen umfunktioniert werden.

B) Das Moderationsmaterial

Folgende Materialien sollten für einen Workshop (und insbesondere für Großgruppenmoderation) in ausreichender Menge vorhanden sein:

  • Flipchartblätter: nicht zu dünn, nicht saugfähig
  • Pinnwandpapier: helle Farbe, reissfest, nicht saugfähig
  • Funktionsfähige Stifte: für das Moderatorenteam und für alle Teilnehmer
  • Pinnnadeln: nicht zu lang, so dass sie die Pinwand nicht durchdringen können!
  • Moderationskarten: Ideal für Brainstorming und das Sammeln und Strukturieren von Themen, Ideen… in hellen, freundlichen Farben

Viele Facilitatoren / Moderatoren reisen sicherheitshalber mit einem eigenen Moderationskoffer, um alle notwendigen Materialien – in Top-Qualität – griffbereit zu haben.

C) Der Moderationsraum

Atmosphäre und Einrichtung
Ein professioneller Moderationsraum sollte ausreichend groß sein. Als Faustregel gilt: Lieber einen Tick „zu groß“, als einen Tick „zu klein!“ Er sollte eine angenehme und produktive Atmosphäre ausstrahlen, möglicht mit Tageslicht. Die Einrichtung sollte Reizüberflutung vermeiden und stattdessen Harmonie und Ruhe fördern, um Kreativität fließen zu lassen. Farben und Möbel spielen dabei eine wichtige Rolle. Die Sessel sollten – auch bei längerem Sitzen – noch bequem sein.

Technische Ausstattung

Ein professioneller Moderationsraum sollte mit der notwendigen Technik und den erforderlichen Materialien ausgestattet sein:

  • Pinnwände oder digitale Whiteboards
  • Beamer oder große Bildschirme
  • Ausreichend Stifte, Karten und andere Moderationsmaterialien
  • Gute Beleuchtung

Es ist wichtig sicherzustellen, dass alle Teilnehmenden mit der vorhandenen Technik umgehen können oder bei Bedarf Hilfestellung erhalten.

Raumstruktur und Sitzordnung

Die Anordnung der Möbel sollte flexibel sein, um verschiedene Arbeitsformen zu ermöglichen:

  • Platz für Gruppenarbeit
  • Möglichkeit für Präsentationen
  • Bereiche für informellen Austausch

Eine durchdachte Sitzordnung kann die Zusammenarbeit und Kommunikation fördern.

***

Grundsätzlich gilt: Optimale Räumichkeiten und professionelles Moderationsequipment fördern nicht nur die Motivation und Kreativität der Teilnehmenden, sie unterstreichen auch die Professionalität der Moderation. Man könnte sagen: Gute Schuhe wirken selbstbewusst, gutes Equipment und Moderationsmaterial auch.

 


© by moderatorenShop.de