Das Kern-Schalen-Modell der Moderation

Josef W. Seifert –

Für die Moderation von Meetings, Workshops und Großgruppen, gibt es eine Reihe von Ablaufmodellen und Verfahrensvorschlägen, Moderations-, Kommunikations- und Kreativitätstechniken sowie unterschiedliche Settings. Ich habe den Versuch gewagt, die wesentlichen Inhalte zu ordnen und in ein Modell zu gießen, das ich mit „Kern-Schalen-Modell der Moderation“ benannt habe.

In diesem Modell liegen um den Kern, die Designs, Methoden, Techniken und Settings für professionelle Moderation/Facilitation, wie dies die Illustration unten zeigt. Ich habe die einzelnen Elemente hier kurz skizziert. Die ausführliche Darstellung des Modells und der einzelnen Dimensionen finden sich in meinem Buch „SixSteps Facilitation: Designs, Methoden, Settings für professionelle Moderation“.

 

 

Abb.: Das „Kern-Schalen-Modell der Moderation“

 

Der Kern

Moderation beziehungsweise Facilitation fußt im Kern auf der Überzeugung, dass förderliches Miteinander nur durch Kooperation möglich ist. Dies schließt gesunde Konkurrenz, den Wettstreit um den richtigen Weg, die passende Strategie, die beste Lösung für ein Problem, mit ein. Nicht gewollt und nicht förderlich ist, was ich unter dem Titel „Die Überheblichkeitsfalle“ beschrieben habe. Ein Wettbewerb der Eitelkeiten torpediert jede Chance auf ein konstruktives Kommunikations- und Kooperationsklima.

Ein „Ich bin schlauer, größer, schöner, besser…“ nimmt anderen „die Luft zum Atmen“ und der Moderation die Energie. Destruktive Konkurrenz gilt es zu verhindern, zu kanalisieren und zu dezimieren.

 

SixSteps

Die Idee: Ausgehen von der Annahme, dass sich jede Moderation in 6 Schritte einteilen lässt, kann der Moderationszyklus (erstmals veröffentlich 1987, in meinem Buch „Visualisieren Präsentieren Moderieren“) als „Meta-Modell der Moderation“ dienen. Alle gängigen ModerationsDesigns – von Appreciative Inquiry bis Zukunftswerkstatt – lassen sich damit leichter denken, planen und realisieren.

 

Designs

Grob vereinfacht könnte man sagen, dass es bei der Planung und Durchführung einer Moderation immer um die Beantwortung der Frage geht: Wie gestalte ich den Anfang, wie den Schluss und wie das Dazwischen? Zur Beantwortung ist es entscheidend, von Anlass und Zielsetzung aus zu denken und sich für das passendste Design zu entscheiden, das dann zielgerichtet angepasst werden kann oder muss.

Die Ordnung nach den sechs Schritten des Moderationszyklus dient dabei als Basisstruktur aber auch Ideengeber und Anregung
für eigene Designs.

 

 

 

 

Beispiel „BarCamp“

Methoden

Innerhalb jedes Moderationsablaufs oder ModerationsDesigns, werden Moderationsmethoden benötigt. Diese reichen in den einzelnen Phasen von  der klassischen Arbeit mit Karten oder Post-it’s, über geeignete „Icebreaker“, hilfreiche, aufgabenspezifische „Visual Guides“ bis hin zum Arbeiten in selbstorganisierten Arbeitsgruppen.

 

Techniken

Moderation kann nur in einem positiv-konstruktiven Kommunikationsmilieu gelingen, das Motto muss lauten: Kooperation vor Konkurrenz! Dieses zu fordern und zu fördern ist erste Moderatorenpflicht. Die Kommunikations-„werkzeuge“ dafür reichen von Aktiv Zuhören bis Zirkulär Fragen. Eine wohlwollende, nährende Grundhaltung ist dabei das eine, profunde Kommunikationstechniken das andere. Beides sollte man/frau für professionelle Moderation im Gepäck haben.

 

Settings

Wer trifft sich wann mit wem, wo und konkret wozu? Moderierte Treffen finden in Präsenz, Online oder Hybrid statt. Jedes ModerationsSetting hat dabei ganz spezielle Anforderungen, die man schon bei der Planung und Vorbereitung fest im Blick haben muss.

 

In der Hoffnung, dass die angebotene (Ein-)Ordnung der gängigen Strukturierungs-angebote hilfreich ist, verweise ich gerne noch einmal auf die ausführliche Darstellung in meinem Buch „SixSteps Facilitation: Designs, Methoden, Settings für professionelle Moderation“ und verbleibe ich mit kollegialen Grüßen,

Ihr/Euer/Dein

Josef W. Seifert

 


Quelle: Josef W. Seifert „SixSteps Facilitation – Designs, Methoden, Settings für professionelle Moderation“, moderatio books 2025

 

SixSteps Facilitation: Eine kurze Rezension

„SixStepsFacilitation – Designs, Methoden, Settings für professionelle Moderation“  ●  Das neue Buch von Josef W. Seifert – Workshops und Großgruppen moderieren 


Josef W. Seifert klärt, in seinem neuen Buch das Missverständnis, dass Moderation und Facilitation unterschiedliche Disziplinen von Prozessberatung seien und ordnet in einem „Kern-Schalen-Modell der Moderation“ das Thema Moderation/Facilitation, von der Haltung des Moderators, über praxisbewährte ModerationsDesigns, (die er in den bekannten SixSteps-Moderationszyklus einordnet) über klassische Moderations- und Kommunikationsmethoden, bis hin zu den möglichen Settings der Moderation und stellt so – ein weiteres Mal – ein griffiges Praxishandbuch für professionelle Moderation zur Verfügung.


Die Inhalte im Überblick 

Das Buch gliedert sich – nach einigen Gedankensplittern zur Rolle der „KI in der Moderation“ und der Einordnung der Begriffe „Moderation“ und „Facilitation“ – in die Hauptkapitel: „Kern“, „SixSteps“, „Designs“, „Methoden“, „Techniken“ und „Settings“, die Seifert in einem von ihm entwickelten „Kern-Schalen-Modell der Moderation“ zusammenfasst.

Begriffsklärung

Für den Autor ist „Facilitation“ lediglich der englische Begriff für den deutschen Begriff „Moderation“. Moderation oder Facilitation, Moderatorin oder Facilitator, welchen Begriffen im Einzelfall der Vorzug gegeben wird, hat weniger mit der Wortbedeutung zu tun als vielmehr – über den Aspekt der „Geschmacksache“ hinaus – mit Überlegungen zur Anschlussfähigkeit an die jeweilige Organisationskultur. Es macht durchaus Sinn, die Begriffe zu wählen, die die Akzeptanz für die zu erbringende Beratungsleistung fördern.

Der Kern

Seifert postuliert Kooperation als Basis erfolgreicher Moderation, die es in der Rolle des Moderators oder Facilitators zu fordern und zu fördern gilt.

Moderation/Facilitation fußt, nach Seifert, im Kern auf der Überzeugung, dass förderliches Miteinander nur durch Kooperation möglich ist. Dies schließt gesunde Konkurrenz, den Wettstreit um den richtigen Weg, die passende Strategie, die beste Lösung für ein Problem, mit ein. Nicht gewollt und nicht förderlich ist ein Wettbewerb der Eitelkeiten der jede Chance auf ein konstruktives Kommunikations- und Kooperationsklima torpediert. Ein „Ich bin schlauer, größer, schöner, besser…“ nimmt anderen „die Luft zum Atmen“ und der Moderation die positive Energie. Destruktive Konkurrenz gilt es daher „abzufedern“. Das Buch enthält im Kapitel „Kommunikationstechniken“ geeignete Vorgehensweisen, das Kommunikationsklima – oder wie Josef W. Seifert es nennt, das „Kommunikationsmilieu“ – positiv zu gestalten und zu „managen“.

SixSteps

Die Inhalte des Buches ranken sich um den, von Josef Seifert bereits 1989 veröffentlichten, „Moderationszyklus“ mit seinen sechs Schritten einer Moderation. Dieses Prozess-Modell dient unter der Bezeichnung „SixSteps“ als Meta-Strukturmodell, um bekannte und bewährte Moderationsansätze zu ordnen. SixSteps ist dabei einerseits der Organisationsrahmen für moderierte Veranstaltungen, Meetings, Workshops, Großgruppen allgemein und andererseits einer der skizzierten Ansätze.

ModerationsDesigns

Wer Meetings, Workshops, Großgruppen moderieren will oder muss, sieht sich einer Vielzahl an Verfahrensvorschlägen, Moderationsmethoden, Kommunikationstechniken für unterschiedliche Settings gegenüber. Einen Überblick zu bekommen ist nicht trivial: Josef Seifert skizziert kurz und prägnant – neben den erwähnten „SixSteps“ – 10 weitere Ansätze von A bis Z, diese sind: Appreciative Inquiry, BarCamp, Dynamic Facilitation, Feedforward, Konfliktmoderation, Open Space, RTSC,  SixSteps, World Café, Zukunftskonferenz, Zukunftswerkstatt. Wie „tickt“ der jeweilige Ansatz? Worum geht’s im Kern? …könnten Fragen sein, die man sich stellt, wenn man gefordert ist zu Moderieren oder Moderieren zu lernen. Das Buch gibt Antwort.

Moderationsmethoden

Hier stellt Seifert die Klassiker der Moderationsmethodik vor, die er schon in seinem Longseller „Visualisieren, Präsentieren, Moderieren“ skizziert hat und ergänzt diese um einige praxisbewährte Vorgehensweisen, wie etwa den Morphologischen Kasten und erweitert das bekannte Systemische Konsensieren zum Positiven Konsensieren. Jede Methode ist (wieder) kurz und knapp beschrieben und ein Beispiel dazu visualisiert.

Kommunikationstechniken

Ausgehend von den Ebenen der Kommunikation, werden das Fragen und das Zuhören als zentrale Kommunikationstechniken der Moderation besprochen. Seifert erläutert, warum die Frage „Warum?“ in der Moderation ein absolutes No-Go ist und – und darauf kommt es dem Praktiker vor allem an – wie man besser fragt. Das Kapitel endet mit praktischen Vorschlägen zum Trouble Shooting.

Settings

Präsenz, Online oder Hybrid: Das Buch skizziert zentrale Fragen, die man sich für die Vorbereitung einer Moderation nach diesen Settings unbedingt stellen sollte und gibt Hinweise, worauf man bei der Moderation (insbesondere) achten kann. Der Autor erläutert kurz die Rolle des „Remote Buddy“ und des „Technical Buddy“ als Moderationspartner für komplexe Moderationssituationen.   


Fazit

Die Idee für das Buch war, so der Autor, „das Chaos zu ordnen“ und ein griffiges Praxishandbuch für professionelle Moderation zur Verfügung zu stellen. Wir finden, das ist gelungen. Das Buch hat das Zeug zum Standardwerk für Facilitation.


MODERATIO

 

📍Kleiner Blick-ins-Buch

📍Das neue Buch von Josef W. Seifert kann man in jeder Buchhandlung, im moderatorenShop und bei amazon bestellen …sowie direkt bei moderatio-books anfordern.


Josef W. Seifert
SixSteps Facilitation: Designs ∙ Methoden ∙ Settings für professionelle Moderation
moderatio books, 2025 | ISBN: 978-3-00-084367-9