Facilitative Leadership

Dass Organisationen agiler werden müssen, wollen sie morgen noch am Markt bestehen, dürfte kaum mehr jemand ernsthaft bezweifeln. Dass Führung dabei eine zentrale Rolle spielt, auch nicht.

Ein Aspekt, der in diesem Kontext unmittelbar in den Blick gerät, ist die Beschleunigung von Entscheidungen. Führungskräfte müssen schneller entscheiden oder besser: gar nicht mehr entscheiden müssen. Wenn Mitarbeiter und Teams selbst entscheiden, verkürzen sich Entscheidungsprozesse und Entscheidungszeiten, die Organisation wird wendiger, agiler.

Wenn aber Mitarbeiter selbst (mehr) entscheiden sollen, muss der organisationale Rahmen entsprechend angepasst werden. Die Range dafür ist extrem groß und reicht von Scrum bis Holokratie. In aller Regel wird das passende Konzept „nach Maß gefertigt“. Wie auch immer der Rahmen für die angestrebte Selbstorganisation im Einzelfall letztlich konkret aussieht, es gilt immer:   

Selbstorganisation will gut organisiert sein!

Sowohl Mitarbeiter als auch Führungskräfte müssen die neue Art der Zusammenarbeit lernen. Dabei ist Agilität nur ein Aspekt, der Führung verändert.

Führung neu definiert

Führung muss immer mehr zu Training, Coaching, Moderation oder kurz „Facilitative Leadership“ werden, zu Führung also, die auf trainieren und unterstützen fokussiert. Den Kern könnte man in Umkehrung von Wladimir Iljitsch Lenin’s Überzeugung „Vertrauen ist gut – Kontrolle ist besser!“ betiteln, mit: 

Kontrolle ist gut – Vertrauen ist besser!

Die Denkrichtung kehrt sich um: Nicht der Mitarbeitende arbeitet der Führungskraft zu, der die Aufgaben erledigt und dafür Unterstützung durch seine Mitarbeitenden erhält, sondern die Führungskraft wird zum Facilitator, zum Ermöglicher, zum Förderer und arbeitet dem Mitarbeiter zu, damit dieser optimale Bedingungen hat, um die Aufgaben zu erledigen. Im Zeitalter der Wissensarbeit (Peter F. Drucker) kann die Führungskraft fachlich nicht mehr besser sein, als die ihr zugeordneten Kolleg*innen. Die Leitung steht nicht (mehr) auf der Bühne im Rampenlicht, sondern ist Backstage unterstützend tätig.

Der beste Führer ist der, dessen Existenz gar nicht bemerkt wird, der zweitbeste der, welcher geehrt und gepriesen wird, der nächstbeste der, den man fürchtet und der schlechteste der, den man hasst. Wenn die Arbeit des besten Führers getan ist, sagen die Leute: »Das haben wir selbst getan«
Laotse, 6. Jh. v. Chr.

Dieses post-tayloristische Führungsverständnis, ist Teil eines – durch eine Vielzahl von Herausforderungen (Umweltproblematik, Globalisierung, Fachkräftemangel, Digitalisierung …) getriebenen – umfassenden Kulturwandels, der ein Miteinander auf Augenhöhe fordert.

Facilitating Leadership

Kulturwandel bedeutet auch und vor allem Umgestaltung des Miteinanders nach innen und nach außen. Die Kommunikation mit den Kunden muss intensiver werden, weg von der Präsentation hin zum Dialog. Die Kommunikation mit den Mitarbeitenden muss einem neuen Mindset gerecht werden, das auf ein Mehr an Mitbestimmung und individueller Freiheit abzielt. Führungspersonen sind nicht mehr länger die, die alles besser wissen (können). Sie müssen zu Dienern, Unterstützern, Förderern, Moderatoren und Facilitators werden.

Die Anforderungen an die Führung von morgen könnte man in folgenden fünf Dimensionen zusammenfassen:  

  1. Mindset
    Führung beginnt im Kopf. Nur wer im Stande ist, seinen Teammitgliedern auf Augenhöhe zu begegnen, kann künftig Führungskraft sein. Bleibt die Frage, ob der Begriff Führungskraft noch zeitgemäß ist oder ein Begriff, wie Coach, Moderator oder Facilitator mehr Potential hat, ein Mindset zu erzeugen, das der Aufgabe der „neuen Führungskraft“ gerecht wird.
      
  2. Delegation
    Wenn Organisationen agiler werden sollen, heißt das Zauberwort Delegation oder Selbstorganisation. Das bedeutet, dass Teams innerhalb der ihnen zugedachten Aufgaben, sich eigenverantwortlich um die konkrete Arbeitseinsatzplanung, die Vertretungs- und Urlaubsregelung, die Einarbeitungs- und Weiterbildungsplanung, die Verwendung der zur Verfügung gestellten Budgets etc. kümmern. Auch die Informationswege zu internen und externen Kunden sind zu überdenken …

  3. Monitoring
    Eine Aufgabe, die als Führungsaufgabe – oder Lotsendienst – bleibt, ist die des Monitorings. Führung bedeutet, das „Große Ganze“ im Blick zu behalten, strategische Entscheidungen frühzeitig zu kommunizieren und zu navigieren, ohne das konkrete Doing zu übernehmen. Da kann es möglicherweise auch mal ein „Wenn möglich bitte wenden!“ geben, aber das direkte Steuern bleibt beim, sich selbst steuernden, Team.

  4. Orientierung
    Unternehmen brauchen eine glaubwürdige und transparente Vision als Bezugspunkt für ihr Handeln. Eine gut formulierte Vision gibt den Mitarbeitern Orientierung und erzeugt einen Sog in die intendierte Richtung. Voraussetzung ist, dass diese Vision von allen geteilt wird. Führungsarbeit bedeutet künftig mehr denn je, Sinnstiftung. Der Purpose der Organisation muss glaubwürdig sein, kommuniziert und diskutiert werden. Die Meinung aller muss gehört und berücksichtigt werden. Mitarbeiter*innen mit Leitungsfunktion müssen diese Mittler- und Moderationsfunktion pro-aktiv wahrnehmen.

  5. New Work
    Interpretiert man New Work im Sinne des Philosophen Frithjof Bergmann, so könnte man sagen, dass New Work auf den selbstbestimmten, glücklichen Menschen abzielt. Sieht sich eine Organisation diesem „Ansatz“ verpflichtet, könnten Führungskräfte, Berater und Coaches sein, die ihren Mitarbeitenden helfen ihrem Ikigai (frei übersetzt: „das, wofür es sich zu leben lohnt“) so nahe als möglich zu kommen. Eine Aufgabe von Führung wäre es dann, sich intensiv mit „Personalentwicklung“ oder besser Persönlichkeitsentwicklung, zu befassen.

Diese Art der Mitarbeiterführung oder besser Mitarbeiter-Unterstützung, die mehr mit Supporting als mit Führung im herkömmlichen Sinne zu tun hat, könnte man als moderativen Führungsstil oder Facilitative Leadership bezeichnen.



Erstveröffentlichung 04.2020: zukunftderarbeit.de

© 2020, Josef W. Seifert, MODERATIODieses Bild hat ein leeres Alt-Attribut. Der Dateiname ist moderatio-logo.jpg

Social Facilitation

Die Social-Facilitation-Theorie (frei übersetzt Theorie der sozialen Erleichterung) besagt, dass Lebewesen bei bloßer Anwesenheit von Artgenossen bei einfachen Aufgaben bessere Resultate erzielen. Bei komplexen Aufgaben kehrt sich diese Erleichterung um und die Leistung der Person sinkt. (wikipedia)

Da es im Bereich New Work, mit Organisations- und Kulturentwicklung, stets um die Bearbeitung komplexer Themen- und Fragestellungen geht, fällt Moderator*innen und Facilitator die Aufgabe zu, den negativen Social-Facilitation-Effekt zu vermeiden oder zumindest abzufedern. 

Bleibt die Frage: wie kann das gelingen? … welches Mindset, welche Denkweise brauchen wir? … welche Methoden sind hilfreich?

Mindset:

Geht man davon aus, dass Social-Facilitation (auch) durch soziale Erwünschtheit und die Angst vor psychischer Verletzung befördert wird, muss ein Signal des Moderators /Facilitators sein: Hier wird keiner verletzt! Am Besten lässt sich das durch eine „kompromisslos wohlwollende Haltung“ erreichen, die heute meist mit „Augenhöhe“ bezeichnet wird.

Lebt man als Moderator*in diese Haltung vor, hat man die Chance, dass sich eine wohlwollende Moderationskultur etabliert, die dem negativen Social-Facilitation-Effekt „die Luft zum Atmen“ entzieht.

Methoden:

Die Denkweise der Wertschätzung und des Wohlwollens kann über geeignete Kommunikations- und Moderationsmethoden zu „sichtbarer Haltung“ in Form konkret erlebbarer Handlungen werden. Hierzu gehören unter anderem die Kommunikationstechniken „Systemisches Fragen“ und „Aktives Zuhören“ sowie die Moderationsmethoden „Kartenabfrage“ und „Brainstorming“.

Diese – nur exemplarisch genannten – klassischen Moderations-Werkzeuge laden zu einem konstruktiven, wertschätzenden Umgang miteinander ein und erzeugen – richtig eingesetzt – ein angstfreies Arbeitsklima, das dem Social-Facilitation-Effekt entgegenwirkt.


© 2020 MODERATIODieses Bild hat ein leeres Alt-Attribut. Der Dateiname ist moderatio-logo.jpg

Moderation & Facilitation: Zwei ungleiche Brüder?

Manche Moderatoren meinen, wenn sich jemand als Facilitator statt Moderator bezeichnet, ist der Unterschied in etwa der, wie wenn er zu einer Kartoffel Erdapfel sagt oder zu einer Gruppe Team. Die Bezeichnung ist eine andere, das Bezeichnete aber identisch. Wieso aber sprechen die einen von Facilitation und die anderen von Moderation? Gibt es Unterschiede und wenn ja worin sind sie zu sehen? Oder ist Facilitation gar die neue Art zu moderieren?

Während sich zwischen den beiden Begriffen „Moderation“ – abgeleitet vom lateinischen „moderatio“ für „Mäßigung, Leitung“ – und „Facilitation“ – das im Englischen für „Erleichterung, Ermöglichung“ steht – durchaus Bedeutungsunterschiede ausmachen lassen, bezeichnen die Begriffe Moderator und Facilitator den selben Sachverhalt. Es geht jeweils um das (An)Leiten von Gruppengesprächen. Dennoch sucht jemand, der einen Moderator sucht, in aller Regel keinen Facilitator und umgekehrt. Und jemand, der eine Moderationsausbildung sucht, der sucht nicht unbedingt eine Ausbildung in Facilitation. Es bestehen regelrecht zwei „Szenen“ nebeneinander; es stellt sich die Frage, ob diese beiden „Welten“ lediglich zwei Seiten ein und derselben Medaille sind.

Wie das alles kam: Die Differenzierung

In den 1960er Jahren wurde vom „Quickborner Team“, einer Unternehmensberatungsgesellschaft für Bürogestaltung und Bürokommunikation und dessen Folgeorganisationen eine spezielle Art entwickelt, Gruppengespräche zu gestalten. Es entstand aus einem sogenannten „Entscheidertraining“, das zum Ziel hatte, Entscheidungsfindungsprozesse möglichst partizipativ und geordnet ablaufen zu lassen, unter anderem die „ModerationsMethode“ als spezielle Form der Gestaltung von Gruppengesprächen. Diese wurde in der Folge von zahlreichen Beratern und Trainern variiert und weiterentwickelt; meist wurde dafür die Bezeichnung „Moderationsmethode“ benutzt. Was heute unter dieser Bezeichnung angeboten wird, ist nahezu unüberschaubar. Auch die einschlägige Literatur ist äußerst unterschiedlich in ihrer Darstellung und so vielfältig wie die Praxis: Erlaubt ist, was gefällt. Über die Vielfalt der individuellen Ansätze hinaus, entstanden „standardisierte“ Moderationsmethoden, wie etwa der „Moderationszyklus“ (Josef W. Seifert) oder die „Zukunftswerkstatt“ (Jungk u.a.). Etwa zeitgleich entwickelten sich, vor allem in den USA, spezielle Ansätze oder „Designs“zur Leitung von Gruppen, wie „Open Space“ (Owen) und „World Café“ (Brown), um nur die bekanntesten zu nennen. Während im deutschsprachigen Raum von „Moderation“ gesprochen wurde und wird, heißt dieselbe Tätigkeit in den angelsächsischen Ansätzen meist „Facilitation“. Dieser Begriff wird immer häufiger auch im deutschsprachigen Sprachraum benutzt, man fragt sich: Wieso eigentlich?

Neue Methoden braucht das Land?

So, wie viele Managementansätze aus den USA den Weg nach Europa fanden, wurden auch, die meist aus den USA stammenden, „Facilitation-Ansätze“ Ende des letzten Jahrhunderts im deutschsprachigen Raum bekannt und geradezu begierig aufgenommen. Etwas Neues und das auch noch aus USA, das war „ein gefundenes Fressen“ für Organisations- und Personalentwickler, Berater, Moderatoren und Trainer. Man konnte etwas „Neues“ präsentieren und mit Kürzeln arbeiten, von denen die Manager, Führungskräfte und Projektleiter noch nicht wussten, was sich dahinter verbirgt. Die Moderationsmethode, als „die Sache mit den Kärtchen“ hingegen, kannte schon jeder und jeder glaubte mitreden zu können. Der Berater war kein Experte mehr, sondern lediglich ein Anwender der Methodik. Da kamen Facilitation & Co. gerade richtig. Zudem sind Bezeichnungen Moden unterworfen, Begriffe ändern sich. So wurde im Laufe der Zeit aus der „Einzelberatung“ das „Coaching“, die „Teamentwicklung“ wurde zum „Teamcoaching“, die „Organisationsentwicklung“ mutierte zum „Change Management“, die Liste lässt sich verlängern … Selbstverständlich finden sich für jeden Begriff Experten, die erklären können, worin das Spezifische des jeweiligen Begriffes zu sehen ist; auch bei Moderation und Facilitation ist das so. Nichtsdestotrotz tauchen stets und ständig neue Begriffe auf und alte Begriffe geraten in den Verdacht aus der Mode zu sein. Und so verdrängt (oder besser: bedrängt?) auch hier das Neue das Alte.

Do you speak English?

Die Globalisierung bringt es mit sich, dass Führungs- und Projektteams immer häufiger international zusammengesetzt sind. Es muss daher immer öfter in englischer Sprache moderiert werden. Der Grad an Vernetzung und Selbstorganisation nimmt weltweit zu, eine neue Welle von Mitsprache- und Mitbestimmungsbestrebungen fegt über den Globus. Moderation / Facilitation ist mehr denn je gefragt und erforderlich. Gruppen treffen sich sowohl live als auch via Online-Meeting virtuell im Internet. Im internationalen Kontext wird Moderation dann zur Facilitation und die Online-Moderation zu eFacilitation. Bleibt zu fragen, ob die skizzierten Ursachen dazu führen werden, dass „Facilitation“, „Moderation“ ablösen wird.

Wo wir heute stehen: Die Gemeinsamkeiten

Seit die angelsächsischen Ansätze von deutschsprachigen Moderatoren genutzt werden, wird Moderation, immer dann, wenn einer dieser Ansätze zur Strukturierung der Prozessberatung genutzt wird, von den einen „Facilitation“ genannt und von anderen weiterhin als „Moderation“ bezeichnet. Einige Moderatoren haben sich auf diese Ansätze spezialisiert (oder reduziert?) und nennen sich nicht „Moderator“, sondern „Facilitator“. Als Begründung für die Wahl dieser Tätigkeitsbezeichnung wird häufig angeführt, dass „Erleichtern“ der treffende(re) Begriff für die ausgeübte Tätigkeit sei. Bleibt die Frage, ob der Umkehrschluss wäre, dass „der Moderator“ das Ziel hat, der Gruppe die Arbeit zu erschweren? Nein, würde ein Vertreter der „Facilitator-Fraktion“ antworten, nicht erschweren, aber eben auch nicht wirklich erleichtern. Aus Sicht der „neuen Moderatoren“ ist die „klassische Art“ zu moderieren zu strukturiert, der Moderator ist der, für die Gruppe unverzichtbare, „Informationsmanager“. Er bietet strukturierte Methoden an, hält sich selbst im Hintergrund und achtet darauf, dass alle gesammelten Themen sachgerecht „abgearbeitet“ werden. Der Facilitator hingegen ist, aus Sicht der Facilitator, der „Arrangeur“, der den Gruppenprozess aktiv (mit)-gestaltet. Er spannt den großen Rahmen, baut auf Selbstorganisation und „hält den Flow“. Während der „waschechte Facilitator“ Verfahrensgrundsätze, wie sie beispielsweise im Open Space Ansatz (sinngemäß) propagiert werden, wie: „Wer auch immer kommt, ist der Richtige“, „Es beginnt, wenn es beginnt“, „Es ist zu Ende, wenn es zu Ende ist“ schlicht „genial“ findet, wenden sich „klassische Moderatoren“ kopfschüttelnd ab.

Müsste man die beiden Positionen auf eine kurze Formel bringen, könnte diese lauten: Facilitation ist Selbstorganisation im fremdorganisierten Rahmen oder kurz: Selbstorganisation vor Fremdorganisation. Moderation ist Fremdorganisation mit „kontrollierter Selbstorganisation“ oder kurz: Fremdorganisation vor Selbstorganisation. Aber, repräsentieren die genannten „Designs“ denn überhaupt den Begriff „Facilitation“ und sind die angestrebten Organisationsmuster der beiden „ungleichen Brüder“ in der Beratungspraxis tatsächlich so unterschiedlich? Und: Hängt die Moderationsszene tatsächlich an straffen Strukturen fest, hat sie die Zeichen der Zeit nicht erkannt und eine Weiterentwicklung verschlafen? Ist die Szene bei braunem Packpapier, bunten Kärtchen und roten Überschriftenwölkchen stehen geblieben? Die Antwort ist ein klares Nein. Nein, die Ansätze repräsentieren nicht den Begriff Facilitation und nein, die Moderationsszene ist nicht „hängen geblieben“, das Gegenteil ist der Fall.

Facilitation

Während der Begriff „Moderation“ im Deutschen auch für die Gestaltung von Rundfunk und TV-Sendungen, Panels und Talkrunden, verwandt wird, findet der im Englischen gebräuchliche Begriff „Facilitation“ häufig auch im Kontext von Lehren und Lernen Verwendung. Er wird aber auch unabhängig von den populären „standardisierten Moderationsmethoden“ wie Open Space & Co., für das Gestalten partizipativer Problembearbeitung mit Gruppen benutzt.

Moderation

Im Bereich der Moderation oder (in Abgrenzung zur Radio- und TV-Moderation) konkreter im Bereich der von MODERATIO vertretenen „Businessmoderation“, wird der Fortschritt äußerlich unter anderem an professionellem Equipment, wie etwa hellem, freundlichem Recyclingpapier, lösungsmittelfreien Stiften etc. sowie dem sehr gezielten Einsatz von Farben und Formen deutlich. Neue Techniken und neue Technologien werden genutzt: „Moderation goes Online“. Moderation wird sich künftig verstärkt digitaler Medien bedienen und das nicht nur für Web-Conferencing, sondern auch zur Gestaltung von Live-Meetings.„Innerlich“ ist Moderation heute „systemisch“. Zur „handwerklichen“ Strukturierung der Moderation dient der „SixSteps Moderationszyklus“ als Framework und Methodenangebot. Zur „psychologischen Steuerung“ der Moderation, dient systemisches Methoden-Know-how.

Moderation / Facilitation

Zu den zentralen Aufgaben des „systemischen Moderators / Facilitators“ gehört die Reduzierung der Komplexität und Kanalisierung der Selbstorganisationsbestrebungen einerseits, sowie die Aufmerksamkeitsfokussierung und Lösungsorientierung andererseits.

Komplexitätsreduzierung und Selbstorganisation

Dies bedeutet, die Themenbearbeitung in „Zeitscheiben“ zu schneiden und „Step by Step“ abzuarbeiten. Der „Moderationszyklus“ etwa leistet hier als Framework mit den Schritten Einsteigen, Sammeln, Auswählen, Bearbeiten, Planen und Abschließen, eine klare, leicht zu kommunizierende Prozess-Struktur. Für jeden der „Six Steps“ wird eine eigene Zielsetzung formuliert und ein geeignetes Methodenset bereitgestellt. Der Zyklus wird als „Meta-Regel“ für die Organisation der gemeinsamen Arbeit eingeführt. Dies gibt dem Miteinander eine klare, für alle Beteiligten leicht nachvollziehbare, Gesamtstruktur, die sowohl komplexitätsreduzierende und damit entlastende Funktion hat, als auch eine gute Prozessarchitektur ist, um „Zeitfenster“ für Selbstorganisation einzubauen. Um einem verbreiteten Vorurteil zu begegnen: Die klare Strukturierung des Prozesses, steht dem Bemühen die Selbstorganisationskräfte des Systems zu nutzen, nicht entgegen. Das Bemühen, die Menschen durch das Schaffen von Freiräumen für Selbstorganisation stärker Verantwortung übernehmen zu lassen, darf nicht dazu führen, die Teilnehmer sich selbst zu überlassen. Zu glauben, dass man durch einen größeren Selbstorganisationsanteil die Verantwortung für den Prozess an die Gruppe abgeben könnte, wäre ein fataler Irrtum. Vielmehr bedeutet die neue, von MODERATIO vertretene, „systemische Moderation“, sich der Verantwortung um die Strukturierungsaufgabe des Moderators zu stellen und dennoch die Moderationssituation, den Workshop, als komplexes, soziales System zu denken, das nicht gesteuert werden kann, wie eine triviale Maschine. Der Moderationszyklus, mit seiner „harten Struktur“ der Six Steps, wurde daher um das „relativierende Element“ systemisch-konstruktivistischer Sicht und (hypno-)systemischer Interventionsmethoden ergänzt.

Ihr /Euer /Dein
Josef W. Seifert


© MODERATIO 2018