KI Moderation: Eine illusorisch Utopie?

Gedankensplitter von Josef W. Seifert –

Darüber, dass KI kein bloßer Hype, sondern ein tiefgreifender technologischer Wandel ist, dürfte Einigkeit bestehen. Darüber, dass dies einen tiefgreifenden gesellschaftlichen Wandel mit sich bringen wird, auch. Es fallen Tätigkeitsbereiche für Menschen weg. Ganze Berufe werden verschwinden. Für Moderation stellt sich die Frage, wie sich der Beruf des Moderators oder Facilitators verändern wird.

Was mit KI oder Künstliche Intelligenz bezeichnet wird, ist zwar nichts weiter als „Rechnerleistung pur“ und bedeutet, dass abhängig von den eingegebenen Daten und deren Qualität, Daten in Millisekunden, in gewünschter Form kombiniert und zur Verfügung gestellt werden können, dass man den Eindruck bekommen kann, dass der Computer „intelligent“ sei. Alle Tätigkeiten, die festen Regeln unterliegen, die man „nur“ zu kennen braucht, kann KI schneller und oft auch besser. Der elektronische Verkaufsberater, Steuerberater, Rechtsanwalt… sind längt keine Utopie mehr.

Was KI (schon) kann

Was TV- und Veranstaltungs-Moderation angeht, so kann KI bereits virtuelle Moderatoren, wie etwa „Tony“ erstellen, die Texte präsentieren, in Sprache umwandeln und visuelle Darstellungen generieren. Diese virtuellen Moderatoren können für Online-Veranstaltungen genutzt werden. Sie können sogar direkt mit dem Publikum interagieren.

Auch in der Businessmoderation wird KI bereits genutzt. Sie bietet vielfältige Möglichkeiten zur Unterstützung bei Online-Treffen sowie Präsenz-Meetings und Workshops und dies in allen drei Prozessphasen: Planung, Durchführung und Nachbereitung, dazu gehören:

Planung und Vorbereitung

  • Auswertung von Zahlen, Daten, Fakten
  • Auswertung von Vorab-Interviews
  • Aufbereitung von Informationsmaterial
  • Erstellung von Präsentationen
  • Skizzieren von Visual Guides

Durchführung

  • Visualisierung
  • Einstiegsabfragen
  • Unterstützung bei der Themensammlung
  • Thematische Zuordnung von Nennungen
  • Bewertung und Priorisierung von Themen
  • Bearbeitungsmethoden: Analyse, Kreativität…
  • Maßnahmenplanung
  • Abschlussabfragen

Nachbereitung

  • Analyse und Strukturierung von Ergebnissen
  • Erstellung von Zusammenfassungen, Protokollen und Berichten

Was KI (noch) nicht kann

Der aktuelle Stand der KI-Forschung ergibt, dass moderne KI-Systeme beeindruckende Fortschritte etwa hinsichtlich Sprachverarbeitung und Bilderkennung sowie Visualisierung gemacht haben, es gibt jedoch klare Grenzen. Grundsätzlich muss die Akzeptanz der Einbindung von KI-Systemen, durch die Teilnehmer sichergestellt sein. Datenschutz und der verantwortungsvolle Umgang mit Teilnehmerinformationen müssen gewährleistet sein. Auf dieser Basis kann der geübte Einsatz von KI-Tools die Moderation bereichern, die Moderatoren punktuell entlasten, die Ergebnisse verbessern. Dabei darf nicht aus dem Blick geraten, dass KI lediglich ein IT-Tool ist.

  • KI kann den Sinn und Zweck einer Moderation nicht definieren.
  • KI kann nicht eigenständig Ziele klären.
  • KI kann Daten analysieren, aber sie besitzt kein eigenes Verständnis davon.
  • KI kann Entscheidungsprozesse unterstützen, ihre Schlussfolgerungen beruhen jedoch auf Algorithmen, nicht auf intuitivem Denken.
  • KI kann (Lern-)prozesse optimieren, dies aber nur im Rahmen der eingegebenen Daten und deren Qualität.
  • KI hat weder Intuition noch Empathie.

Insgesamt zeigt sich, dass KI ein vielversprechendes Werkzeug zur Unterstützung der SixSteps-Workshop-Moderation ist, das die menschliche Expertise ergänzt, aber nicht vollständig ersetzt.

Heute ist nicht alle Tage…

Denkt man nun an die Kombinationsmöglichkeiten von KI und Robotik (neben den bekannten Unternehmen, wie Boston Dynamics oder Brett Adcock Figure oder Tesla, gibt es noch andere, von denen man bisher kaum gehört hat. Aus China kommt Unitree Robotics, auch Honda (Japan) ist vorne dabei), sowie Holographie (MixedReality, Microsoft HoloLens …), entstehen beeindruckende Artefakte. Künstliche Menschen, auf die Madame Tussauds vermutlich neidisch wäre. Diese „künstlichen Menschen“ sind dann optisch, realen Menschen zum verwechseln  ähnlich. Sie könn(t)en als Dummies oder Doubles nicht nur Online mit Menschen interagieren, sondern auch in realen Treffen. Was die Moderation von Meetings, Workshops und Großgruppen angeht, ist ein KI-Moderator also eine sehr reale Utopie.


PS: Eine Anmerkung zum Gendern von Gerald Ehegartner

Bild pixabay / geralt

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